Oper von David T. Little

Oper in drei Akten // Libretto von Royce Vavrek // Basierend auf der gleichnamigen Kurzgeschichte von Judy Budnitz // In englischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Europäische Erstaufführung
Premiere

Samstag

27. Februar 2016

Inszenierung

Besetzung

Musikalische Leitung Merijn van Driesten // Inszenierung Klaus Hemmerle // Bühnenbild/Kostüme Tilo Steffens // Choreografie Dirk Kazmierczak // Licht Johann Kaiser // Sound-Design Garth MacAleavey // Thomas Noack // Video Lena Thimm // Dramaturgie Daniel Westen // mit Nienke Otten // Yoshiaki Kimura // Melanie Kreuter // Lianghua Gong // Max Friedrich Schäffer // Nohad Becker // Omar El-Saeidi // Statisterie des Theaters Bielefeld // Musiker der Bielefelder Philharmoniker // u. a.


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Keine Hoffnung auf ein glückliches Ende, einzig menschliches Scheitern an allen Fronten, eine Dystopie als Opernstoff des 21. Jahrhunderts – so brutal David T. Littles Oper in ihrer Themenwahl daherkommen mag, so dicht an unserem heutigen Lebensverständnis, im Bereich des Möglichen und nachvollziehbar präsentieren sich die Vorgänge in Dog Days. Klangwelten, die sich aus einer innovativen Musiksprache zwischen Bekenntnis zur amerikanischen Klassik und dem ernsthaften Bejahen der Independent- und Heavy-Metal-Musik generieren, untermalen die düstere Geschichte einer Familie in den letzten Tagen ihrer Existenz. Sie erwirken im perfekten Zusammenspiel mit Szene und Text eine ambivalente Faszination, die den Betrachter/Hörer tiefer und tiefer in den unausweichlich tragischen Schicksalsverlauf der Sippe und ihres tierischen Begleiters hineinträgt.

Das Theater Bielefeld schafft dieser Anti-Utopie den Platz ihrer Europäischen Erstaufführung, vertraut das mikroskopische Sezieren des familiären Kosmos dem renommierten Regisseur Klaus Hemmerle an, der zusammen mit seinem Ausstatter Tilo Steffens der Geschichte eine neue, sich stets auf den Abgrund zubewegende, bildhafte Dimension verleiht. Hemmerle sucht nach möglichen Gründen des gesellschaftlichen, menschlichen, globalen Versagens – oder offenbart sich hier doch die Willkür, die Inhumanität eines politischen Systems? Fragen und Antworten finden Sie hier.

Für das Bielefelder Theater ist Dog Days positive Herausforderung, Möglichkeit zur Setzung neuer Musikformen und Präsentation eines der spannendsten Musiktheaterwerke des 21. Jahrhunderts zu gleichen Teilen. Für die besondere Präsentation war es möglich, den Comiczeichner Ralf Schlüter für die Plakatgestaltung zu gewinnen – das Bielefelder Theaterhaus, im Sinne der Oper anschaulich auf einen zukünftigen Zustand verweisend.

Der Komponist David T. Little über Dog Days


Regisseur K. Hemmerle im Gespräch PDF ›

Entwurf 1

Entwurf 2

Entwurf 3

Entwurf 4

Entwurf 5

Entwurf 6

Entwurf 7

finales Plakat

Kurzgeschichte

Das Libretto von Royce Vavrek, das mit Littles Musik seit der Uraufführung 2012 in New Jersey das Publikum begeistert, basiert auf einer gleichnamigen, bereits 1998 publizierten Kurzgeschichte von Judy Budnitz – seinerzeit in der Sammlung Flying Leap veröffentlicht. Die Autorin gilt als Meisterin der Kurzgeschichte, fokussiert in ihren Werken stets die oftmals zu übersehenden Details zwischen den Individuen, die meist große oder kleine Abgründe offenlegen. Budnitz legt kleine Welten unter das Mikroskop, beobachtet teils unerträglich genau die Wege des Verderbens und spannt dabei das Alltagswissen und in erster Linie -empfinden der Leser für ihre Suggestionen gekonnt ein. Die Budnitz’sche Dog-Days-Geschichte ist bestes Beispiel: Mit klaren Worten, Situationen, die dem Leser mehr als vertraut erscheinen, und einer sich gleichzeitig abspielenden Fantastik erschafft sie ein Negativ-Bild des heutigen Zustands, welches sich für den Leser – nicht zuletzt durch die kleinteilige Betrachtung der Autorin – realer anfühlt als es eigentlich ist; oder nicht?

Lassen Sie sich von Judy Budnitz’ Dog Days in deutscher oder englischer Sprache faszinieren. Interessante Informationen zum amerikanischen Realismus in Kurzgeschichten – speziell am Beispiel Dog Days – enthält der Originalbeitrag von Alexander Schröder.

Mit freundlicher Genehmigung von
Suhrkamp/Insel-Verlag


Judy Budnitz, Hundstage PDF ›

Judy Budnitz, Dog Days PDF ›

Alexander Schröder, Budnitz' amerikanischer Realismus PDF ›

»Es ist so still. Dann höre ich ihren Atem, den jedes einzelnen, wie von Sängern, die nicht in Harmonie miteinander sind. Sie alle warten auf etwas.«

Judy Budnitz, Hundstage

Raben

So neu und heutig die Oper sich in ihrer musikalischen wie textuellen Struktur darstellt, so zeitlos sind die Themen Kannibalismus, Extreme und scheinbare Entartungen des menschlichen Seins in der Kunst. Auch diesem Blick in die Vergangenheit verschließt sich die Oper nicht und bedient sich gedanklich als auch in musikalischer Anspielung der alten Volksweise The Three Ravens (1611) respektive Twa Corbies (17. Jhd.). Erwähnenswert scheint hier die divergente Anlage der beiden Versionen; während den Drei Raben aufgrund der Aufopferung der Falken, des Hundes und einer Hirschkuh die Labung am Kadaver des Ritters verwehrt ist, zielt die Version der Zwei Raben auf das Fressen des Toten, da die tierischen Begleiter ihre eigenen, wohl egoistischen und doch natürlichen Wege gehen. Somit erhebt sich die Beziehung zwischen Mensch und Tier zum moralischen Dilemma schlechthin: Wer darf unter welchen Umständen wen fressen? Und so offenbart diese zweiteilige Parabel mehr über das schwierige Beziehungsgeflecht zwischen Individuen, als es auf den ersten Blick scheint.

Lesen Sie die verschiedenen Versionen nach und hören Sie das Original eingespielt von De Dree Roven im Player.

The Three Ravens


Partitur des Volksliedes PDF ›

Varianten des Volksliedes PDF ›

»Du setzest auf seinen Nacken dich,
Seine blauen Augen, die sind für mich,
Eine goldene Locke aus seinem Haar
Soll wärmen das Nest uns nächstes Jahr.«

Theodor Fontane, Die zwei Raben

Zugabe

Amerikanische Musikentwicklung, die Goldene Ära der Oper, Gedankenspiele zu Dystopie und Werk sowie andere weiterführende und reflektierende Materialien finden Sie hier in unserer Zugabe. Neben dem Essay von Daniel Westen komplettieren künstlerische Reflexionen zur Bielefelder Dog-Days-Inszenierung das Informationskonvolut; zum einen bestätigen sie den Reiz dieses Musiktheaters schlechthin, zum anderen werden neue Fragen aufgeworfen, so in einer dritten, doch ebenso sinnlichen Kunstform. Lassen Sie sich von den Zeichnungen der Urban Sketchers Bielefeld oder den Interpretationen der Kunstklasse des Gymnasiums am Waldhof zu eigenen Gedanken und Ideen anregen. Die Urban Sketchers Bielefeld haben ihre Zeichnungen während einer Endprobe gefertigt. Die Kunstklasse des Gymnasiums am Waldhof hat begleitend zur Inszenierung eine Ausstellung erarbeitet, eine Auswahl der Werke stellen wir hier vor.


Daniel Westen, Die Lust an der Dystopie PDF ›

»What are the odds?
When not even wind rustles the popular branches,
When not even the usual hum
Exists in daytime, nighttime, anytime?«

Dog Days